Seit 1978 vertreiben wir Stoffe aus Naturfasern.
In einer Zeit als sich der Textilmarkt auf die Entwicklung und Vermarktung von Nylon und anderen Kunstfaserstoffen konzentrierte, lange lange vor den ersten Öko-Siegeln, haben wir uns unsere eigenen Kriterien gesetzt, welche unser Sortiment und unser Handeln bis heute bestimmen.
Nachdem ein Großteil der textilen Kulturlandschaft in Europa vom Tsunami asiatischer Billigproduktionen weggeschwemmt wurde, wächst heute wieder ein neues Bewusstsein für unsere zweite Haut, und fast täglich werden wir mit Fragen der Öko-Zertifizierung, Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit konfrontiert.
Unser Konzept hat jedoch zu viele Aspekte, um sich allein über Öko-Siegel zu definieren und wir möchten Ihnen gerne im Folgenden eine Darstellung unserer Grundprinzipien vermitteln.
Alle Stoffe sind aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Ausnahmen gibt es nur bei wenigen Stoffen, bei denen eine geringe Beimischung von synthetischen Fasern aus technischen Gründen oder wegen des Tragekomforts unverzichtbar ist (z.B. Elasthan-Anteil bei dehnbaren Stoffen).
Wir achten auf eine geringstmögliche chemische Belastung der Stoffe, dies gilt für die gesamte „Ausrüstung", also die Färbung, Bleiche und das sogenannte Finishing der Stoffe. Wir vermeiden deshalb Kunstharzbeschichtungen, die eine Superwash- Bügelfrei- Pflegeleicht- oder Filzfrei – Ausrüstung gewährleisten. Die starke chemische Belastung z.B. mit Formaldehyd ist der Grund, warum wir keine bunt bedruckten Kinderstoffe führen.
Wir bieten eine große Auswahl an Stoffen in Ihrer natürlichen Farbe an, denn diese „naturbelassenen" Stoffe haben auch aus konventionellem Anbau oft eine bessere Öko-Bilanz als ein bunt gefärbter Bio-Stoff.
Kein Textil ist so nachhaltig, wie das, welches aufgrund seiner zeitlosen Schönheit gerne und lange getragen wird und eine Qualität besitzt, die dies ermöglicht. Es ersetzt unzählige textile „Eintagsfliegen", deren meist unmenschliche Arbeitsbedingungen sowie ihre schlechte Qualität sie von vorneherein zu billiger Massen-Wegwerfware bestimmt. Das gilt für uns als höchstes ökologisches Kriterium in unserer heutigen Wegwerf-Gesellschaft und hat noch kein Öko-Siegel!
Eine große Anzahl an Stoffen in unserem Programm stammt aus kontrolliert biologischem Anbau bzw. ist GOTS zertifiziert. Wir bemühen uns, dieses Sortiment ständig zu erweitern. Zudem achten wir, soweit es in unserer Macht steht, bei allen Stoffen auf eine sozial gerechte Herstellung, indem wir bei langjährigen und uns gut bekannten Lieferanten und wenn möglich aus europäischer Produktion einkaufen.
Alle heutigen Textil-Zertifizierungen werden von gewinnorientierten Privatunternehmen vergeben. Ganz anders als bei Lebensmitteln, wo jeder kleine Farmer ein Zertifikat bekommen kann, sind Zertifizierungen bei Textilien ungleich komplizierter und teurer, da jeder einzelne Schritt zertifiziert werden muss: Faseranbau, Fasergewinnung, Spinnen, Weben, waschen, Färben und sogar der Handel. Somit rentieren sich Zertifizierungen nur für große Firmen mit entsprechend riesigen Produktionsmengen. Gerade die kulturerhaltenden und unterstützenswerten Kleinbetriebe und Manufakturen haben somit keinerlei Chance sich zertifizieren zu lassen. Sofern verfügbar, bevorzugen und unterstützen wir die traditionelle Produktion aus kleineren Handwerksbetrieben oder selbstverwaltete Kooperativen gegenüber Stoffen aus großindustrieller Herstellung. Sowohl aus ökologischer, wie auch in sozialer und handwerklicher Perspektive, übertreffen diese Stoffe die Kriterien heutiger Öko-Siegel bei weitem und dennoch haben sie kaum Chancen für eine Zertifizierung (z.B. Allo-Stoffe, Khadis, Kalamkaris, pflanzengefärbte Seiden).
So lange dies so ist, kann das Kriterium der Öko-Zertifizierung für uns bewusst erst an 4. Stelle stehen.
Weitere Informationen zu unserer GOTS-Zertifizierung finden Sie auf unserer GOTS-Infoseite.
Der Erhalt der textilen Vielfalt ist uns ein großes Anliegen. Durch die zunehmende Industrialisierung auch der letzten Länder mit einer ehemals reichen und hoch entwickelten Textilkultur, wie z.B. Indien, sterben auch die letzten Reste textiler Traditionen und ehemalige Qualitätskriterien erfahren eine schon seit Jahrzehnten fortschreitende Inflation. Nur noch was schnell und billig produziert werden kann und eine hohe Marge verspricht überlebt, nachhaltige Qualität von Textilien ist kontraproduktiv, denn es soll ja möglichst bald neu gekauft werden.
Wir versuchen diesem Trend entgegen zu wirken, indem wir die Stecknadeln im Heu suchen in Form von zeitlosen und hochwertigen Stoffen oder diese in Produktion geben und damit kleine Handwerksbetriebe unterstützen. Hierzu zählen z.B. unsere Jamavars und Wolljacquards, die Khadis, Handdrucke aus Indien, Allo-Brennnesselstoffe aus Nepal, Shipibo-Stickereien aus Peru.
Auch wenn wir nach den oben beschriebenen Kriterien handeln, so ist es natürlich nicht möglich, alle Kriterien auf alle Stoffe anzuwenden. Gerne würden wir bei allen Stoffen nur kompromisslose Qualität aus europäischer Bio-Produktion anbieten, allerdings gibt es viele Stoffe aus solchen Produktionen heute noch nicht (bzw. nicht mehr) oder es hängt an dem lästigen Faktor „Preis"; ein belgisches, nassversponnenes und garngefärbtes Bio-Leinen ist schlichtweg für die meisten Kunden nicht bezahlbar, was uns wiederum hindert, die großen Produktionsmengen zu erfüllen und ein solches Stoffprogramm umzusetzen.
Daher müssen wir immer einen Kompromiss aus den oben genannten Kriterien und der Umsetzbarkeit bzw. Verkäuflichkeit eingehen.
Sie können sich jedoch bei allen unseren Stoffen sicher sein, dass wir unter Bezug der oben genannten Kriterien selbst hinter allen von uns angebotenen Stoffen stehen und Ihnen für den jeweiligen Preis das bestmögliche Material anbieten.